November 1954: Am Vorabend des Allerheiligenfestes erheben sich in ganz Algerien bewaffnete Mitglieder der Front de Liberation Nationale (FLN) gegen die französische Kolonialregierung. Die Behörden unterdrückten diese ersten Zwischenfälle schnell, aber dieses Datum markierte den Beginn eines achtjährigen Krieges, der Hunderttausende von Opfern, weit verbreitete Gräueltaten und Repressalien, politische und soziale Unruhen und das tatsächliche Ende des französischen Kaiserreichs zur Folge hatte.
Thema und Setting
COLONIAL TWILIGHT führt 1 bis 2 Spieler in das verworrene Geflecht militärischer und politischer Aktionen, die diesen antikolonialistischen Kampf ausmachen. Der Aufständische muss, ausgehend von bescheidenen Anfängen, eine massive und dauerhafte Unterstützung der Bevölkerung für seine Sache aufbauen und sich organisieren, um die Macht zu übernehmen, wenn Algerien schließlich seine Unabhängigkeit erlangt. Die Regierung, die sowohl die Kolonialbehörden als auch Frankreichs militärische Führung vertritt, muss den nationalistischen Aufstand entschlossen bekämpfen und gleichzeitig versuchen, die Unterstützung und das Engagement der zivilen Regierung und der Gesellschaft zu erhalten.
Die Spieler begeben sich in das „Herz der Finsternis“ und nutzen militärische, politische und wirtschaftliche Aktionen und Ereignisse, um Kräfte aufzubauen und zu manövrieren, um die Bevölkerung zu beeinflussen oder zu kontrollieren oder auf andere Weise ihre Ziele auf dem kurvenreichen Weg zur Unabhängigkeit zu erreichen. Subversion, Folter, Fraktionsbildung, Staatsstreiche, Zwangsumsiedlungen, ausländische Zufluchtsorte, Hinterhalte, „Neutralisierung“… der ganze düstere Katalog eines erbarmungslosen Krieges ist da, mit einem politischen und moralischen Vermächtnis, mit dem sich die französische Gesellschaft erst jetzt auseinanderzusetzen beginnt.

Übersicht
Thema: „GMT COIN Vol. VII: Colonial Twilight führt 1 bis 2 Spieler in das verworrene Geflecht militärischer und politischer Aktionen, die den französisch-algerischen Krieg von 1954-62 ausmachen.
Spieler: 1 – 2 Spieler
Spielzeit: 90 -360 Minuten
FALLING SKY versetzt 1 bis 4 Spieler in die militärischen Auseinandersetzungen und komplexen politischen Verhältnisse des von Rom besetzten, aber noch nicht eroberten Galliens. Caesar und seine schlagkräftigen Legionen können nicht überall sein und werden ohne mächtige Verbündete unter den lokalen Stämmen keinen Sieg erringen können. Aber jeder gallische Stammesverband hat seine eigenen Ziele und muss nicht nur die Römer im Auge behalten, sondern auch seine keltischen, belgischen und germanischen Rivalen. Die Spieler rekrutieren Streitkräfte, versammeln Verbündete, sammeln Ressourcen für den Krieg und bringen verstreute Aktionen mit der Effektivität und dem Risiko konzentrierter Schlachten in Einklang.
Spielmechaniken: Das COIN‑System in Aktion
Hauptspielablauf (Kartengesteuert)
- Pro Runde wird eine Karte gezogen und offen gelegt – enthält ein Event und bestimmt die Aktionsreihenfolge der Fraktionen.
- Jede Fraktion kann das Event nutzen oder Kommandos ausführen: Truppen bewegen, Allianzen schmieden, Ressourcen managen. Danach ist sie für die aktuelle Phase inaktiv.
Fraktionen & Asymmetrie
- Jede Fraktion hat eigene Ziele, Fähigkeiten und Siegbedingungen:
- Römer dominieren militärisch,
- Arverni (Vercingetorix) verbinden Rebellion und Mobilisierung,
- Aedui nutzen Diplomatie und Bündnisse,
- Belgae arbeiten mit germanischen Kriegerbünden zusammen.
- Die Germanen agieren als neutrale NPCs mit klar definierten Regeln.
Regionen & Einfluss
- Die Karten-Gallienkarte ist in Regionen unterteilt, die unterschiedliche Bedeutungsgrade und Einflusswerte haben. Kontrolle, Devastation oder Alliierte in Regionen bringen Fortschritt Richtung Sieg
Winterkarten & Siegbedingungen
- Mit Winterkarten werden regelmäßige Siegprüfungen eingeleitet. Wer seine Ziele am ehesten erfüllt, kann vorzeitig gewinnen. Das sorgt für Spannung: Das Spiel kann auch nach nur wenigen Karten enden, wenn jemand früh stark positioniert ist.
Solo-Modus
Der Solo-Spieler steuert eine Fraktion, während KI‑ähnliche Regeln die anderen steuern. Besonders dank der Flowcharts auf den Spielerhilfen funktioniert das sehr flüssig

Bestandteile:
– Was steckt alles in der Revolutions-Kiste?
In der Box von Colonial Twilight steckt alles, was man für den französisch-algerischen Schlagabtausch braucht:
- Spielplan – Eine detaillierte Karte Algeriens, unterteilt in Provinzen, Städte und Grenzregionen. Farblich klar abgesetzt, damit man auch im Eifer des Gefechts noch den Überblick behält.
- Holzmarker –
- Truppenmarker für französische Armee, FLN-Guerillaeinheiten und Polizei
- Basenmarker für beide Seiten
- Marker für Kontrolle, Unterstützung, Opposition und Ressourcen
- Karten –
- 72 Ereigniskarten, die historische Ereignisse und taktische Wendungen ins Spiel bringen
- Propagandakarten, die Siegbedingungen prüfen und die Lage neu bewerten
- Würfel – Zwei Sechsseiter für Kampf- und Zufallselemente
- Spielhilfen – Übersichtskarten mit Aktionsmöglichkeiten, Rundenabfolge und Spezialbefehlen
- Regelwerk – Klare Regeln plus ein Playbook mit Beispielzügen, Strategiehinweisen und historischem Hintergrund
Spielablauf
Grundstruktur: Wie läuft eine Partie ab?
In Colonial Twilight wechseln sich die beiden Spieler in einer Reihe von Runden ab, die jeweils durch eine Ereigniskarte gesteuert werden. Ziel: Als FLN den Aufstand erfolgreich führen oder als französische Regierung den Widerstand brechen.
1. Karte aufdecken
Zu Beginn jeder Runde wird die oberste Karte vom Stapel gezogen. Sie bestimmt:
- Wer als Erstes am Zug ist
- Welches Ereignis verfügbar ist
- Die Initiative-Position, die schon verrät, wie der Gegenzug aussehen könnte
2. Aktionen wählen
Der Startspieler hat die Wahl:
- Operation: Militärische oder politische Hauptaktion
- Operation + Spezialaktion: Volles Programm, aber Vorsicht – der Gegner bekommt dann meist einen besseren Zug
- Nur Event: Das historische Ereignis ausspielen
- Passen: Manchmal ist Nichtstun taktisch klüger (und spart Ressourcen)
3. Operationen im Überblick
FLN – Heimlich und dezent (zumindest zu Beginn):
- Rally – Neue Guerillas aufstellen oder Basen errichten
- March – Guerillas verlegen
- Attack – Französische Kräfte angreifen
- Terror – Unterstützung der Bevölkerung untergraben
Franzosen – Mit Präsenz und Schlagkraft:
- Deploy – Truppen oder Polizei verlegen
- Sweep – Guerillas aufspüren
- Assault – Angriffe auf gegnerische Einheiten/Basen
- Train – Lokale Kräfte aufbauen und Loyalität stärken
4. Initiative-Track
Das Herzstück des Zwei-Spieler-Systems: Wer sich die beste Aktion nimmt, rutscht auf der Leiste so, dass der Gegner im nächsten Zug Vorteile bekommt. Das Timing der Züge ist damit fast wichtiger als die Aktion selbst.
5. Propagandakarten
In unregelmäßigen Abständen erscheint eine Propagandakarte. Dann wird Bilanz gezogen:
- Siegbedingungen prüfen (Unterstützung/Opposition + Kontrolle)
- Ressourcen auffüllen
- Politische und militärische Lage anpassen
6. Spielende
Das Spiel endet sofort, wenn eine Fraktion bei einer Propagandaphase ihre Siegbedingung erfüllt – oder nach der letzten Karte, dann entscheidet die Punktwertung.

Inhalt
- Ein 22„ x 34“ großes Spielbrett
- Ein Deck mit 71 Spielkarten
- 110 hölzerne Spielfiguren, einige mit Prägung
- Ein vollfarbiger Zählbogen
- Regelheft
- Spielheft
- 2 Faction Player Aid Faltblätter
- 1 Nicht-Spieler-Faltblatt
- 1 Blatt für den Spielablauf
- 2 sechsseitige Würfel

Erweiterungen
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Coin Series
Dieser neueste Teil der beliebten COIN-Serie von GMT ist der erste, der für zwei Spieler konzipiert wurde. Du musst dir genau überlegen, was und wie viel du tun willst, bevor dir die Initiative aus den Fingern gleitet. Ein vollständiges Solitärsystem ermöglicht es auch Solospielern, ihre Fähigkeiten gegen einen hinterhältigen Feind zu testen, der das Spiel leitet.
The Guerrilla Generation nimmt uns mit in eine Epoche, in der Aufstände, Untergrundbewegungen und politische Spannungen den Alltag bestimmten. Das Spiel stellt die Dynamik von Guerillakrieg und Machtverschiebungen dar und fordert die Spieler dazu heraus, taktisch wie politisch kluge Entscheidungen zu treffen. Wer hier nur an stumpfes Kämpfen denkt, wird schnell merken: ohne Köpfchen und Weitblick landet man schneller im Abseits, als einem lieb ist.
Mehr sehen„The British Way: Counterinsurgency at the End of Empire“ von GMT Games ist ein COIN-Spiel, das vier verschiedene Aufstände gegen das britische Empire nach dem Zweiten Weltkrieg thematisiert. Angelehnt an die bekannte COIN-Reihe führt es Spieler nach Palästina, Malaya, Kenia und Zypern – jede Region mit ihren eigenen Konflikten, Dynamiken und historischen Besonderheiten. Gespielt wird entweder als Kampagne oder in einzelnen Szenarien.
Mehr sehen„A Fading Star: Insurgency and Piracy in Somalia“ wirft uns mitten in die Konflikte des Horns von Afrika. Piraten, Warlords, internationale Interventionen – alles mischt sich zu einem spannenden und gleichzeitig bitterernsten Setting.
Mehr sehenJapan, 15. Jahrhundert: Kyoto brennt, die Shogune sind zerstritten, und die Samurai ziehen durch die Straßen, als hätten sie ein Dauerabo auf Katanaschwingerei. Willkommen im Ōnin-Krieg (1467–1477), einem Bürgerkrieg, der das Land politisch und gesellschaftlich völlig auf links gedreht hat.
Mehr sehenChina’s War: 1937-1941 ist ein anspruchsvolles COIN-System-Wargame von GMT Games, entworfen von Brian Train. Es behandelt die ersten fünf Jahre des Konflikts zwischen der Republik China und dem kaiserlich-japanischen Reich – vermittelt in historisch reicher, aber spielerisch zugänglicher Form.
Mehr sehenEs ist das Jahr 2250, und die Feierlichkeiten zum zweihundertjährigen Jubiläum der ersten menschlichen Kolonie auf dem Mars stehen kurz bevor. 200 Jahre menschlicher Errungenschaften, aber auch 200 Jahre voller Entbehrungen. Der Mars ist eine gnadenlose Welt, eine öde Einöde an der Oberfläche; daher leben die Menschen in riesigen unterirdischen Städten, die als Labyrinthe bekannt sind.
Mehr sehenPeople Power: Insurgency in the Philippines, 1983-1986 ist Band XI der hochgelobten und beliebten COIN-Reihe, die ursprünglich von Volko Ruhnke konzipiert wurde. Es ist eines von nur zwei Spielen der COIN-Reihe, in denen drei statt der üblichen vier Fraktionen vorkommen.
Mehr sehenAll Bridges Burning stellt die politischen und militärischen Ereignisse des finnischen Bürgerkriegs in einem neuen COIN-System-Band für drei Spieler nach.
Mehr sehenGandhi: Die Entkolonialisierung Britisch-Indiens, 1917–1947 ist Band IX der renommierten COIN-Reihe von GMT. Gandhi befasst sich mit einem der weltweit bedeutendsten Experimente mit gewaltfreiem Widerstand und entführt uns auf den indischen Subkontinent, das Juwel in der Krone des Britischen Empire, um einen detaillierten Blick auf die letzten Jahrzehnte der britischen Kolonialherrschaft zu werfen.
Mehr sehenBand VIII der COIN-Reihe von GMT entführt uns in das 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. und auf die umkämpfte Insel Britannia.
Mehr sehenSpielzubehör
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SCORE OUT OF 10
9
VERDICT & FINAL NOTE
Colonial Twilight ist kein „leichtes Feierabendspiel“, sondern ein tiefgehendes, historisch fundiertes Strategiespiel, das zeigt, wie komplex und asymmetrisch moderne Konflikte sein können. Die Zwei-Spieler-Umsetzung des COIN-Systems funktioniert erstaunlich gut und sorgt für ein ständiges Tauziehen um Initiative und Kontrolle.
Abschließende Bemerkung
Ich mag, wie Colonial Twilight die typische COIN-Tiefe beibehält, ohne dass man drei Mitspieler und einen halben Tag Zeit braucht. Trotzdem – unterschätze es nicht: Selbst ein kurzer Abend kann in eine zähe, aber fesselnde Taktikschlacht ausarten. Wenn du auf historische Themen stehst und den psychologischen Schlagabtausch zwischen nur zwei Parteien genießen kannst, wirst du hier deine Freude haben.
Kleiner Tipp: Als FLN zu spielen fühlt sich manchmal an wie ein Schachspiel mit nur halben Figuren – aber genau das macht den Sieg umso befriedigender.
✅PROS
- Erstes COIN-Game speziell für 2 Spieler
- Hohe historische Authentizität
- Asymmetrisches Gameplay mit starker Thematik
- Spannendes Initiative-System
❌CONS
- Eher trockenes Thema für Gelegenheitsspieler
- Anspruchsvolle Regeln, nichts für schnelle Runden
- Asymmetrie kann Anfänger überfordern